Ein Echelle Spektrograph ist einem Spaltspektrographen in vielerlei Hinsicht überlegen.
Die extremen Energieauflösungen solcher Geräte bei gleichzeitiger Abdeckung des gesamten
Wellenlängenbereichs sind beeindruckend und geben dem engagierten Amateurastronomen
ein äußerst mächtiges und flexibles Instrument in die Hand. Es werden Beobachtungen ermöglicht,
die noch vor wenigen Jahren fest in der Hand von Profis waren. Dies gilt auch und gerade für den BACHES Spektrographen, bei
dem es sich um ein robustes, aus jahrzehnterlanger Erfahrung professioneller Astronomen des MPE und
der ESO in Garching mit Freude, auch an der Amateuraspektroskopie, entwickeltes Gerät handelt.
Ein Echelle - Spektrograph ist aber auch ein ungleich komplexeres Instrument als ein
Spaltspektrograph. Dies wird bereits bei einem flüchtigen Blick auf das 2D Bild
des Spektrums klar: Alle beschriebenen Eigenschaften erkauft man sich durch neue
Herausforderungen, die auf die Verteilung des einfallendes Lichtes auf
die unterschiedlichen Beugungsordnungen des Echelle - Gitters zurückzuführen sind. Diese sind
unterschiedlich ausgeleuchtet und verbogen. Ohne geeignete Software keine
vernünftige Auswertung der Spektren.
Obwohl einiges an auch auf Amateurastronomen zugeschnittener Software
auf dem Markt zu finden ist, besitzen doch viele Produkte entweder nur rudimentäre oder
gar keine Echelle Auswerteroutinen, oder sind auf spezielle Spektrographen eines Anbieters
zugeschnitten. Gut, dass die Entwickler des BACHES bereits komplette
Auswertepipelines für die professionelle Auswertesoftware der Europäischen Südsternwarte
"MIDAS" mitliefern. Obwohl die übliche Lernkurve der traditionellen Software der europäischen
Astronomen recht
flach ist, ist ein einigermaßen zügiger Einstieg bei Befolgung der mitgelieferten
und ausführlichen Anleitung möglich.
Der BACHES und seine Remote Control Kalibrationseinheit kommen in stabilen und praxistauglichen
Outdoor - Koffern von B&W. Ausgepackt besitzt der BACHES von außen aufgrund seiner weißen Farbe
ein ähnliches Look and Feel wie der DADOS Spaltspektrograph. Durch seine anders geartete
Geometrie liegt der Teleskopanschluss jedoch seitlich zum Körper des Spekrographen, was sich übrigens sehr positiv auf den Hebelarm
auswirkt. Zudem liegen Kamera und Hauptteil des Körpers des BACHES einander gegenüber, so dass sie sich
gegenseitig ausbalancieren können.
Bei der hohen Energieauflösung und komplexen Lage der einzelnen Ordnungen gestaltet sich bei
einem Echelle Spektrographen die Wahl geeigneter Kalibrationslampen schwierig. Selbst bei
der Exoplanetensuche greifen die Profis jedoch inzwischen auf Thorium - Argon Lampen zurück,
deren Linienvielfalt schier atemberaubend ist. Der BACHES wird optional mit einer solchen Thorium - Argon Lampe
ausgeliefert. Ihr Licht wird entweder direkt mit der Lampe am Gerät eingekoppelt oder noch bequemer mit der
Remote Calibration Unit über eine elektromagnetische Einkopplungsvorrichtung und Glasfaserkabel. Gerade
bei Hochpräzissionsaufnahmen eine sehr elegante Möglichkeit, vor - während - und nach
den Objektaufnahmen ohne Gefummel am Gerät oder Abnahme vom Teleskop, zu kalibrieren. Ein deutlicher
Vorteil gegenüber Spektrographen die eine solche Einrichtung nicht vorsehen.
Die Thorium / Argon Lampe liefert zahlreiche Linien für eine genau Kalibration
[Höhere Aufösung 3352 x 2532 (8.7MB)]
Im Praxistest
Der BACHES bestizt am Eingangsbereich einen Spiegel mit zwei unterschiedlich breiten Spalten,
der das Bild des Objektes seitlich reflektiert. Hier kann die Guiding CCD angesetzt werden.
Da der Bildausschnitt auf dem Guiding CCD selbst bei minimialer Einstellung recht klein ist,
ist zur Objektfindung ein extra Fokussierokular zu empfehlen, welches temporär
die Guidingkamera ersetzt. Ein Flipmirror ist in diesem Fall aufgrund des großen Hebels und mangelnder
Reproduzierbarkeit der Spiegelposition keine wirklich geeignete Alternative.
Eine vernünftige Montierung schadet bei notwendigen Genauigkeit zur Positionierung auf
dem Spalt ebenfalls nicht. Sehr praktisch ist die rote Hintergrundbeleuchtung des Spaltes,
die bei einem der ersten Serientypen des BACHES allerdings noch ein wenig unter Wackelkontakten litt.
Hellere Sterne können innerhalb von wenigen Minuten mit vernünftigem S/N Verhältnis
aufgenommen werden. Man muss sich dabei immer wieder vor Augen führem, über welchen
großen Wellenlängenbereich das Licht auf dem CCD tatsächlich verteilt wird. Bereits auf dem
2D Bild überraschen (linienintensivere) Sternspektren mit einer Linienvielfalt, die man
selbst durch Schluß von weniger aufgelösten Spektren auf höheraufgelöste
einfach nicht erwartet hätte. Achtung: Verwechslungsgefahr mit Rauschen - das sind echte Linien!
Oben: Aus den einzelnen Echellebeugungsordnungen zusammengesetztes 1D Spektrum von α Tau
Mitte: Das effizienzkorrigierte Spektrum glättet die Beugungsordungen. Das Maximum erwartungsgemäß
im Roten
Unten: Der Zoom auf das Natrium Dublett zeigt, dass das schwarze Band aus hunderte echter Linien, nicht Rauschen gebildet wird
Zahlreiche Spektrographen setzen im Gegensatz zum BACHES auf ein Glasfaserkabel um das Licht dem Spektrographen an
geeigneter mechanisch und temperaturstabiler Position zuzuführen. Die Vorteile dieser Methode
liegen auf der Hand. Allerdings käuft man sich auch hier Probleme ein. So ist die
Einkopplung bei weitem nicht trivial und - will man es richtig machen - auch recht kostspielig. Da auch im besten Fall
die Effizienz des Systems um einen nicht zu vernachlässigenden Anteil reduziert. Nach zweieinhalb Stunden
Nachführung auf Beta Aurigae und einer Winkeländerung von über 30 Grad, ließ sich jedenfalls nur
eine Änderung im 9micron Pixelbereich nachweisen. Mit welchen Tricks im Inneren des BACHES
trotz der ohne Frage auftauchenden mechanischen Verformungen diese Stabilit&auuml;t erreicht wurde, bleibt wohl das
Geheimnis der Entwickler, die ein Öffnen des Gerätes nicht gestatten. Für alle extremen Projekte
liefert die Thorium-Argon Remote Calibration Unit die Möglichkeit der permanenten Kalibration.
Die Auswertung
... ist recht komplex - und: zunächt muß MIDAS installiert werden. Hilfreich sind dabei
vorgefertigte Linux Kompilationen wie Cygwin/X für Windows.
über das Installationstool muss dann noch xwin ausgewählt und installiert werden, sowie eine vom
ftp server der Europäischen Südsternwarte geladene, Windows fähige MIDAS Distribution entpackt werden.
Alternativ hilft natürlich auch die Verwendung der auf USB Stick mitgelieferten Software, obwohl ... selbst gemacht
ist ja immer schöner ;-)
Zur Kalibration hilft es den Anweisungen der mitgelieferten Anleitung exakt zu folgen.
An dieser Stelle dennoch kurz zusammengefasst: Es müssen zwei der, zusammen mit allen anderen,
ebenfalls im Arbeitsordner zusammen mit den Flat und Thorium-Argon und Objektspektren
abgelegten .prg Dateien gestartet werden.
inmidas
(startet MIDAS)
@@ baches_calib.prg flat.fit thar.fit ? 20 30
(findet und fittet 20 Ordnungen von 30 Pixeln Spalthöhe und kalibriert das Thorium-Argon Spektrum)
@@ baches_pipeline.prg object.fit
(kalibriert das Objektspektrum anhand der vorher gefundenen Parameter )
Ein paar Tips, damit es auf Anhieb "läuft":
- Die Länge des Spalts muss je nach verwendeter Kamera vorher genau überprüft und angepasst werden.
- Eine zu kurze, aber auch eine zu lange Belichtungszeit ohne weitere Anpassung des Thresholds kann
zu Problemen bei der Erkennung führen.
- In der Kombination mit der Sbig ST8300M ohne Binning habe ich bei sowohl für das Halogenlampen Flatfield
als auch für das Thorium-Argon Spektrum mit 30 Sekunden gute Erfahrungen gemacht.
Auch kann es helfen, hier ein wenig mit dem Threshold zu "spielen".
- Die Fenster für die Thorium-Argon Kalibration mit den Pfeiltasten in der Größe anpassen lassen und die rechte
Maustaste als "exit"-Button nach der Eingabe fungiert.
- Die exakten Schritte, auch bei den sich öffnenden
Fenstern entnehme man der detaillierten Anleitung von Bernd Koch.
Beispiele
Der spektroskopische Doppestern β Aur zu verschiedenen Phasen. Der gesamte Film überdeckt einen Zeitraum von nur 6 Stunden.
Eines der ersten Objekte mit dem Baches ist eine Serienaufnahme des spektroskopischen Doppelsternsystems
Beta Aurigae, den ich in der Vergangenheit bereits mit dem DADOS aufgenommen hatte. Ohne großen Aufwand
konnte aus mehreren 5 minütigen Aufnahmen ein Film erstellt werden, der die Evolution in den
zueinander dopplerverschobenen H beta Linien der umkreisenden Sterne zeigt. Diese wurde zur leichten Erkennung
im obigen Film ein wenig vergrößert.
Stehen beide Sterne senkrecht zur Beobachtungslinie, kommt einer
von beiden mit maximaler Geschwindigkeit auf uns zu, während sich der andere sich mit maximaler Geschwindigkeit entlang
der Sichtlinie entfernt. Durch Stauchung bzw. Streckung der Wellenlängen (Dopplerverschiebung) sind zu
diesem Augenblick beide Linien maximal rot- bzw. blau verschoben. Bereits wenige Stunden später liegt die Bewegungsrichtung
der beiden Komponenten fast senkrecht zur Beobachtungsrichtung. Daher gibt es auch nur noch eine kaum spektroskopisch nachweisebare
Dopplerverschiebung, sodass auch der Unterschied zwischen den auf beiden Sternen entstandenen Linien schwindet.
Swan Banden in der Kerzenflamme: Ausgestattet mit einem Objektiv,
eignet sich der BACHES auch für Spektrographie terrestrischer Lichtquellen. Auf eine Kerzenflamme ausgerichtet
wird nach insgesamt vier zweiminütigen Aufnahmen die Ursache des blauen Leuchtens am Flammenansatz
sichtbar: Es handelt sich um die sogenannten (Swan-)Molekülbanden, benannt nach William Swan,
der 1856 als erster die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen spektroskopisch untersuchte. Der Ursprung
des quantisierten Leuchtens in Form der Vibrationsbanden des C2 blieb allerdings
noch eine Weile - bis 1927 - verborgen. Erst dann war klar, dass es sich nicht etwa um das CH Molekül oder
andere Verbrennungsprodukte handelt.
Am Himmel sehen wir diese Banden übrigens in Kohlenstoffsternen und
im grünblauen Leuchten von Kometen. Das kontinuierliche Spektrum stammt von der über die Integrationszeit langsam
hinabwandernde gelbe Flamme, bestehend aus dem Schwarzkörperspektrum der nicht vollständig verbrannten
Rußteilchen. Nicht zu vernachlässigen an der Kerzenflamme ist auch der Anteil des Natrium - Dubletts. Durch
das hohe Auflösungsvermögen des Baches sehr gut getrennt sichtbar.
Ein weiterer Klassiker für hochauflösende Spektrographen gelang als "Abfallprodukt"
während; der Aufnahme einer hochaufl&oum;senden Neuauflage Spekralklassifikation,
während der Jupiter verlockend hoch im Süden stand. Durch Jupiters Eigenrotation kommt es entlang
des Äquators zur einer sich kontinuierlich von Blau nach Rot verlagernden Dopplerverschiebung,
welche die Absorbtionslinien "kippen" lässt. Im Vergleich dazu liegen die Linien des
des am umittelbar neben Jupiter stehenden Mondes reflektierten Sonnenlichts (links und rechts daneben
gelegt), gerade.
Die Zentren der Linien der beiden gegenüberliegenden Ränder des Jupiters liegen 14 Pixel außeinander, etwa
2 Pixel gestehe ich mir als Messfehler ein.
Mit der vereinfachten Dopplerformel Δλ / λ0 * c = v ergibt sich bei einem Abstand der
Na D - Dublett Linien von 82 Pixeln ± 2 für 0,597 nm eine
Differenzgeschwindigkeit beider Seiten zueinander von 51,9 km/s ± 7,4. Die Absolutgeschwindigkeit einer einzigen
Planetenflanke beträgt demnach die Hälfte. Zudem wirkt sich der Dopplereffekt ebenfalls doppelt,
nämlich bei Absorbtion und Emmission aus. Zur Gewinnung eines realistischen Wertes muss unser Wert
erneut halbiert werden - insgesamt also geviertelt. Damit ergibt sich ein Messwert von 13,0 km/s ± 1,9. Der
Literaturwert liegt bei 12,6 km/s.
Vergleich mit der Konkurrenz
Im Folgenden werden die Datenblätter der beiden direkten Konkurrenten der Firmen Baader-Planetarium und Shelyak Instruments
miteinander verglichen. Auch wenn der hier vorliegende Vergleich bei allem nicht Daten und "Metadaten" erfasst, gibt er doch
einen ersten, sinnvollen Vergleich. Machen Sie sich selbst ein Bild.
Gerät
|
Typ
|
Auflösung Δλ/λ
|
Faser
|
Faser Kalib.
|
Geräte- /Komplettpreis
|
BACHES
|
Echelle
(kompl. Spektrum)
|
R~18000
|
nein
|
ja
|
~7000 / ~12000 Eur (?)
|
eShel
|
Echelle (kompl. Spektrum)
|
R>10000
|
ja
|
ja
|
8000 / 15274 Eur
|
DADOS
|
Spalt (Ausschnitt)
|
R=3818
|
nein
|
nein
|
1845 / 2212 Eur
|
Lhires III
|
Spalt (Ausschnitt)
|
R~17000
|
nein
|
interne Lampe
|
3150 / ~3500 Eur
|
Fazit
Es lässt sich festhalten, dass man für sein Geld einen robusten Echelle Spektrographen zu einem sicherlich
vernünftigen Preis / Leistungsverhältnis erhält, der dem engagierten Amateurastronom beeindruckende Möglichkeiten
eröffnet, die auch der Autor in den nächsten Wochen und Monaten gezielt ausloten wird. Wer "mit den großen
Jungs spielen möchte", fährt mit dem BACHES sicher nicht verkehrt. Wie bei allen Echelle Spektrographen
muss man sich jedoch mit der Komplexität des Gesamtsystems anfreunden. Für Einsteiger kann daher
ein Spaltspektrograph durchaus sinnvoller sein. Gibt man sich mit den Kompromissen eines Spaltspektrographen
nicht zufrieden, kommt man nicht daran vorbei, den BACHES ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Copyright 2015 Sebastian Hess